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Waltz No 1

Ein großer Name in der Uhrengeschichte feiert eine Renaissance: Unter der Marke Carl Suchy & Söhne bringt ein kleines Wiener Unternehmen hochwertige und streng limitierte Armbanduhren auf den Markt. Zeitmesser mit Wiener Lebensgefühl und Schweizer Perfektion. Wir trafen den CEO im Wiener Looshaus.

Eines der bekanntesten Fotos von Sigmund Freud zeigt den weltbekannten Neurologen und Tiefenpsychologen mit ernstem Blick, in der rechten Hand eine schlanke Zigarre und eine Uhrenkette an seiner Weste, die formvollendet in die Westentasche führt. Was man nicht sieht, ist die Taschenuhr, die er an dieser Kette befestigt hat. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich um einen Zeitmesser der Marke Suchy & Söhne. Immerhin stand diese Marke für höchste Präzision und handwerkliche Kunst, die im 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts nicht nur Freud und prominente Künstler, Aristokraten und Industrielle überzeugte, sondern gleichermaßen die Mächtigen der k.u.k-Monarchie. Kaiser Franz Josef ließ sich von Uhren der Marke Carl Suchy & Söhne ebenso die Zeit anzeigen wie Sissi und andere wichtige Damen und Herren am Hofe der Habsburger.

Carl Suchy Jr
Carl Suchy Jr., verkleidet als historischer Uhrmacher anlässlich des Markartumzuges zur Feier des 20. Hochzeitstag von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth.

Als es dann – nach dem Ersten Weltkrieg – mit der Donaumonarchie zu Ende ging, hörte man auch den Namen Suchy & Söhne immer seltener. Sieht man von einer Manufaktur in Kärnten ab, war Österreich in den vergangenen Jahrzehnten keine Uhrmachernation wie zum Beispiel die Schweiz oder auch Deutschland mit seinen bekannten Marken im Schwarzwald und in Glashütte. Dann aber – im Jahr 2016 – feierte Carl Suchy & Söhne eine unverhoffte Renaissance.

Doch der Reihe nach. Zunächst gilt es, die Geschichte von Carl Suchy und seinen Söhnen zu erzählen. Es ist die Geschichte eines Uhrengeschäfts in Prag, das man getrost als einen der ersten „Globalisierer“ der Branche bezeichnen kann. Die Uhren dieser Manufakturen waren nämlich auch im Ausland sehr beliebt. Überdies erhielt Suchy als bis dahin erster und lange Zeit einziger Uhrmacher im Jahr 1844 den Titel des k.u.k. Hoflieferanten.

Prominente Kunden

Einen solchen grenzüberschreitenden Erfolg hätte sich der in Prag geborene Carl Suchy wohl nicht träumen lassen, als er 1812 seine Lehre bei dem renommierten deutschen Uhrmacher Franz Lehner beendete. Nach mehreren Wanderjahren durch Deutschland und die Schweiz eröffnete er mit 26 Jahren sein Uhrengeschäft. Rasch machte er sich einen Namen mit seinen technisch raffinierten Pendel-, Stock- und Standuhren. Die Qualität der Marke Carl Suchy sprach sich schnell herum - bis in höchste Kreise. So stattete Suchy anlässlich der Krönung von Kaiser Ferdinand I.1835 die Prager Hofburg mit seinen Uhren aus.

Blue Danube
Waltz N°1 Blue Danube

Der Erfolg des auch im Ausland immer aktiveren Unternehmens, das bereits 1835 über 35 Mitarbeiter beschäftigte, nahm an Dynamik weiter zu, als auch die Söhne Suchys in den elterlichen Betrieb eintraten. Carl Junior gründete 1853 in La Chaux-de-Fonds – bereits damals eine der ersten Adressen der Schweizer Uhrenbranche – eine Taschenuhrenfabrik. Mit seinen exklusiven Zeitmessern belieferte der Sohn nicht nur das väterliche Geschäft, vielmehr exportierte er diese Uhren auch nach England. Dies war insofern bemerkenswert, als die englischen Uhrmacher seinerzeit einen exzellenten Ruf genossen und die Kunden dort mehr als anspruchsvoll waren. Suchys zweiter Sohn Hans hob 1863 eine Zweigniederlassung des elterlichen Betriebs in der Wiener Rotenturmstraße 6 aus der Taufe. Der dritte Sohn wiederum führte das Geschäft in Prag und avancierte ebenfalls zum k.u.k Hoflieferanten.

Doch auch wenn Carl Suchy und Söhne ohne Frage eine große und weithin geschätzte Marke war, so geriet sie bald in Vergessenheit. Die Vermutung sei gewagt, dass nur noch wenige Uhrenfreunde mit diesem Namen etwas anfangen können. Trotzdem – vielleicht aber auch gerade deshalb – war das Interesse groß, als der Name „Carl Suchy & Söhne“ auf der Ausstellerliste der Munichtime im Herbst 2017 in München auftauchte. Und noch größer war das Interesse an der Waltz No 1, der ersten streng limitierten Armbanduhr, die unter der wiederbelebten Marke Carl Suchy & Söhne vorgestellt wurde.

Carl Suchy - Rotenturmstraße
Historisches Foto des Carl Suchy & Söhne Geschäfts in Wien (Rotenturmstraße)

Inspiriert von Adolf Loos

Auch die Neugier des „Uhrengourmets“ war geweckt. Chefredakteur Michael Brückner traf in Wien Robert Punkenhofer, den Chef dieses jungen Unternehmens mit einem so traditionsreichen Namen. Als Treffpunkt wurde das Looshaus am Michaelerplatz gegenüber dem Michaelertrakt der Hofburg vereinbart. Und das kommt nicht von ungefähr. Der österreichische Architekt Adolf Loos gilt als einer der Wegbereiter der modernen Architektur. Das berühmte Looshaus steht denn auch für die Abkehr vom Historismus.

Die „Handschrift“ von Adolf Loos hat auch die Designer der „Waltz No.1“ inspiriert, wie Robert Punkenhofer betont. „Unsere Armbanduhr vereint die schlichte Designsprache von Adolf Loos und der Wiener Moderne mit einem hochwertigen Schweizer Automatikkaliber ‚VMF 5401’ der Vaucher Manufacture in Fleurier“. Punkenhofer kommt aus dem Design-Bereich und darf deshalb wohl als Seitensteiger in die Uhrenbranche bezeichnet werden. Für seine Armbanduhren suchte er sich einen genialen Partner: Uhrmachermeister Marc Jenni, Mitglied der „Académie Horlogère des Créateurs Indépandants“.

Die erste, auf 22 Stück limitierte Edition war nach Angaben von Robert Punkenhofer in kurzer Zeit ausverkauft. Kurz vor Weihnachten 2017 präsentierte er die zweite, auf 50 Stück limitierte Edition – wie es sich gehört, natürlich im Wiener Looshaus.

Die Uhr mit der Walzerscheibe
Suchy Taschenuhr
Suchy Taschenuhr

Es sind die kleinen, aber feinen Details, die diese auf den ersten Blick eher nüchterne Uhr mit einem Gehäusedurchmesser von 41,5 Millimetern zu etwas Besonderem machen. Ist es eine Zweizeiger-Uhr? Es scheint so, tatsächlich verfügt der Zeitmesser über keinen Sekundenzeiger. Dafür dreht sich auf dem Zifferblatt eine Sekundenscheibe. Im Rhythmus des Wiener Walzers schließt sie einmal in der Minute mit den guillochierten Flächen des Zifferblatts.

„Wien ist sicher keine Speed-Metropole“, sagt Punkenhofer. Daher spiegele dieser Sekundenzeiger nicht zuletzt das eher gemächliche Lebensgefühl dieser Stadt wider. Auch ein Blick auf das mechanische Automatikuhrwerk lohnt sich. Auf den ersten flüchtigen Blick könnte man den Eindruck gewinnen, es handele sich um ein Handaufzugswerk. Grund für diesen Trugschluss ist der sehr dezente Mikrorotor, der das feine Automatikwerk antreibt und für 50 Stunden Gangreserve sorgt.

Der Preis von knapp 8000 Euro mag manchem ziemlich ambitiös für eine junge Marke erscheinen, selbst wenn diese an eine lange Tradition anküpft. „Wir haben nicht nur einfach den Namen von Carl Suchy & Söhne wiederbelebt, sondern führen auch dessen Qualitätsphilosophie fort. Die Herstellung unserer Zeitmesser dauert sieben Monate und erfolgt unter Beachtung der höchsten Präzisionsstandards der Schweizer Uhrenmanufaktur. Hinzu kommen beste Materialien und edles Design. Eine solche Uhr hat natürlich ihren Preis, dafür bekommt man aber einen angemessenen Gegenwert“, argumentiert Punkenhofer.

Fotos: Carl Suchy & Söhne