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Luxusuhren von Rainer Brand

Seine Uhren sind an den Handgelenken von Individualisten zu finden. Die Zeitmesser von Rainer Brand folgen konsequent einem eigenen, ästhetischen Stil und nicht den Volatilitäten des Zeitgeistes. Wir besuchten den Uhren-Kreateur im Spessart und schauten ihm ein wenig über die Schultern. Es ist mitunter keine schlechte Empfehlung, nicht unbedingt auf die Prognosen von Berufsberatern zu vertrauen.

Manche von ihnen dürften nämlich mit ihrem Hang zur Bedenkenträgerei viele Talente verkannt und Karrieren verhindert haben. Rainer Brand erinnert sich noch gut an ein Gespräch, das er im Jahr 1977 mit einem vermeintlichen Job-Experten führte. Der Mann zog ungläubig die Augenbrauen nach oben und schaute sein Gegenüber fast schon mitleidsvoll an: „Sie wollen Uhrmacher werden? Dann können Sie sich gleich arbeitslos melden“, lautete die wenig motivierende Botschaft. Doch wir wollen nicht ungerecht sein: Natürlich hatte der Berufsberater damals Recht, Uhrmacher waren nicht mehr gefragt. Die Menschen trugen preiswerte und pflegeleichte Quarzuhren. Und also bestand die nicht gerade prickelnde Herausforderung der Uhrmacher zunehmend darin, ab und zu Batterien zu wechseln. An eine Renaissance der Mechanik dachte seinerzeit niemand, obgleich jedem Trend bereits ein Gegentrend innewohnt.

Rainer Brand indessen ließ sich vom defätistischen Urteil des Berufsberaters nicht sonderlich beeindrucken und begann eine Ausbildung an der Uhrmacherschule in Pforzheim. Heute steht sein Name für eine zwar kleine Uhrenmarke, die sich aber sehr konsequent entwickelte und vor allem Freunde hochwertiger Zeitmesser anspricht, die eine Armbanduhr nicht zur Optimierung ihres Selbstbewusstseins brauchen. Etwa 600 Uhren stellen Rainer Brand und sein Team pro Jahr her. Das Atelier befindet sich in einer umgebauten ehemaligen Textilfabrik in Heimbuchenthal im Spessart. Wanderfreunden mag diese Gemeinde ein Begriff sein, alle anderen tun gut daran, rechtzeitig das Navigationsgerät einzuschalten, wenn sie Rainer Brand besuchen möchten. Aber bekanntlich entstehen die meisten Spitzenuhren nicht in der urbanen Umtriebigkeit von großen Metropolen, sondern in der eher kontemplativen Stille etwas abgelegener Gegenden. Schließlich gehören auch Glashütte und die Gemeinden im Schweizer Vallée de Joux nicht eben zu den aufregendsten Regionen dieser Welt.

Dass sich Heimbuchenthal dank der Zeitmesser von Rainer Brand heute zumindest bei kenntnisreichen Uhrenliebhabern einer gewissen Bekanntheit erfreut, ist strenggenommen einem Zufall geschuldet. Denn an und für sich wollte Rainer Brand in Pforzheim das Goldschmiedehandwerk erlernen. Als er aber in der bekannten Gold- und Schmuckhochburg im Nordschwarzwald vorstellig wurde, kam er zu spät. Alle Ausbildungsplätze waren bereits vergeben. Der Beruf des Goldschmieds stand in hohem Ansehen, für die Uhrmacherei interessierten sich hingegen nur wenige. Da stand er nun: Rainer Brand war eigens aus Aschaffenburg angereist, um sich dann in Pforzheim eine Absage einzuholen.

Zufällig wurde ein Uhrmacherlehrer Ohrenzeuge dieses Gesprächs. Er nahm den jungen Gast zur Seite und schlug ihm vor, eine Uhrmacherlehre zu beginnen. Später könne er immer noch parallel das Goldschmiedehandwerk erlernen. Rainer Brand stimmte zu – und schon bald war die Leidenschaft für mechanische Zeitmesser in ihm entfacht: „Meine ersten Uhren habe ich auf dem Flohmarkt in Zürich erstanden. Es waren alte Omega-Modelle, die ich anschließend in mühevoller Kleinarbeit wieder herrichtete“. Obwohl er sich daneben nach wie vor für außergewöhnlichen Schmuck interessierte, blieb Brand doch den Uhren verbunden. Nach seiner Ausbildung arbeitete er bei verschiedenen Juwelieren und Restauratoren auf der Schwäbischen Alb, bevor er dann zwischen 1989 und 1990 einen Meisterkurs an der Meisterschule in Schwenningen absolvierte. Danach war er wiederum für Juweliere tätig, lernte aber schon bald Gerd-Rüdiger Lang kennen – den Gründer, Inhaber und Spiritus Rector von Chronoswiss in München. Eine Begegnung mit weitreichenden Folgen: Gut zwei Jahre arbeitete Rainer Brand später als Werkstattleiter bei diesem renommierten Hersteller.

Keine „Mainstream-Uhren“ im Sortiment

Rainer Brand und Frau
Rainer Brand und Frau

Es darf mithin vermutet werden, dass der Uhrmachermeister aus dem Spessart auch in einer sicheren Position als Angestellter eines angesehenen Uhrenunternehmens Karriere gemacht hätte. Doch Rainer Brand, der von der Technik hochwertiger Patek Philippe Zeitmesser und von den eleganten, ultraflachen Modellen der Marke Blancpain („meine Stil-Ikone“) besonders fasziniert ist, wollte seine eigene Marke etablieren. Er hatte viel gelernt, viel gesehen und umfassende Erfahrungen gesammelt. Gute Voraussetzungen, um im Jahr 1992 schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Bald begannen wir mit der Produktion unserer kleinen Havanna-Serie. Diese Uhr verfügte über eine zweite Zeitzone und war mit einem Durchmesser von 36 Millimetern sehr dezent. Auch in den folgenden Jahren wollten wir dem Trend hin zu immer größeren Gehäusen nicht folgen. Mainstream-Uhren anzubieten, war nicht unser Ziel“, erinnert sich Rainer Brand.

Nun ist längst nicht jeder, der es versteht, hervorragende Uhren zu bauen, ein Naturtalent in Sachen Verkauf. „Wir mussten das Marketing erst richtig lernen. Letztlich folgten wir der Devise ‚learning by doing“ und waren damit recht erfolgreich“, sagt Brand. Heute verantwortet seine Ehefrau Petra Anja Brand das Marketing des kleinen Unternehmens, in dem drei feste und zwei freie Mitarbeiter tätig sind. „Bei uns kommt alles aus einer Hand – die Uhren, die Prospekte, unser Internetauftritt. Und das gibt uns ein hohes Maß an Authentizität“, ist der Uhrenbauer aus dem Spessart überzeugt.

Nun denkt man bei der Gründung eines Unternehmens sicher an alle möglichen Unwägbarkeiten, aber nicht unmittelbar an einen Rechtstreit mit einem Staat. Doch so sollte es kommen: Kuba wehrte sich gegen die Verwendung des Namens „Havanna“ – und drohte mit hohen finanziellen Forderungen. Am Ende gelang eine gütliche Einigung. Die pragmatische Lösung: Das ehemalige Havanna-Modell trägt seither den Namen Panama.

Wer Rainer Brand zuhört, dem fällt schnell eine bemerkenswerte Stringenz der Markenphilosophie auf, wie sie gerade bei kleinen und mittleren Herstellern nicht immer anzutreffen ist. Und es sei hinzugefügt: Mitunter vermisst man sie sogar bei den Großkonzernen. So widersetzte sich Brand – wie erwähnt - dem Trend hin zu immer größeren und schwereren Uhren. Er baute eher kleinere Modelle mit einem Durchmesser ab 36 Millimeter. „Bei diesen Größen kommt es in besonderem Maße auf die Gestaltung an. Es darf nicht der Eindruck entstehen, es handle sich um eine Kommunionuhr“, weiß Rainer Brand. Kunden, die sich für seine Modelle entschieden, zeichneten sich durch Souveränität und eine gesunde Portion Understatement aus. „Der typische Träger unserer Uhren muss damit nichts darstellen. Er kauft die Uhr, die ihm gefällt. Das ist ein Statement der etwas anderen Art und ein Bekenntnis zur Ästhetik“, gibt sich Brand überzeugt. Und er fügt sein oft formuliertes Credo hinzu: „Stil ist das Produkt aus Qualität und Bewusstsein“.

Alle Teile aus Deutschland oder der Schweiz

Überhaupt spielen ästhetische Kriterien für den Uhrenbauer eine sehr wichtige Rolle. Alles lasse man exklusiv anfertigen, nichts werde aus dem Katalog bestellt, versichert Brand. Dazu gehören seit Herbst 2009 zum Beispiel bombierte Uhrengläser aus einem Saphirglas mit Hartentspiegelung neuester Technologie. Diese Neuentwicklung weise eine optimale, farblose Entspiegelung auf, welche nahezu die Härte des Glases erreiche. Alle zugekauften Teile stammten entweder von renommierten Herstellern in Deutschland oder der Schweiz, sagt Rainer Brand. Teile chinesischer Provenienz würden grundsätzlich nicht bezogen. Auf scheinbar kleine Details legt der Uhrenbauer Wert. So werden die Lederbänder zum Beispiel mit Haifischleder gefüttert. Das macht sie widerstandsfähiger gegen Nässe und Schweiß.

Uhren sollten bei aller Freude an schönem Design vor allem gut ablesbar sein – nicht zuletzt in der Nacht. Hierfür verwendet Rainer Brand Leuchtmasse (Superluminova) auf Zifferblatt und Zeigern. Und selbstverständlich leuchten bei den meisten Uhren aus seiner Kollektion auch die Sekundenzeiger.

Angetrieben werden Rainer Brands Zeitmesser von modifizierten ETA- und Valjoux-Klassikern. Früher kamen überdies Lemania-Werke zum Einsatz. Der Rainer Brand-Chronograph Carassonne mit dem Lemania-Kaliber 1352 zählt heute zu den begehrten Sammlerstücken. Das Nachfolgemodell trägt den Namen Kerala und ist mit einem modifizierten Automatik-Chronographenwerk Valjoux 7750 mit Tricompax-Anzeige ausgestattet. Die Kerala ist mit silberweißem und schwarzem Zifferblatt erhältlich, die Preise liegen zwischen 3.100 und 3.350 Euro. Die Farbe der Zifferblätter ist bei den Uhren von Rainer Brand nicht allein eine Frage des persönlichen Geschmacks, sie enthält vielmehr eine Aussage. Bei allen Herren-Armbanduhren mit schwarzem Zifferblatt handelt es sich um Chronometer.

Im Herbst 2007 kam die Rainer Brand-Uhr mit der bisher sportlichsten Anmutung auf den Markt. Sie ist sicher das auffälligste Modell in der gesamten Kollektion. Die Kerala Sport E entstand aus der Zusammenarbeit mit der Firma Eibach, einem Fahrwerkslieferanten für alle bedeutenden Sportwagenhersteller und die Formel 1. Nicht nur elegant, sondern vor allem dynamisch sollte diese Uhr erscheinen. Erreicht wurde dies unter anderem durch die Karbon-Struktur auf dem Zifferblatt, die ins Auge fallende rote Aufschrift „Sport E“ und die roten Nähte auf dem Lederband. Diese Uhr wurde auf 400 Exemplare limitiert und kostet 3.200 Euro beziehungsweise 3.450 Euro in der Chronometerausführung mit schwarzem Zifferblatt.

Rainer Brands Kollektion nimmt sich erfreulich überschaubar aus. Die Modelle sind echte Alternativen und nicht bloß Varianten. Nach wie vor zu den Bestsellern gehört die bereits erwähnte Automatikuhr Panama, also das Nachfolgemodell der Havanna. „Wir haben eine Zeit lang überlegt, ob wir diese Uhr mit einem Durchmesser von 36 Millimetern überhaupt weiterhin anbieten sollten. Mittlerweile ist dieses Modell aber wieder deutlich stärker gefragt – auch bei den Herren“, berichtet Rainer Brand. Die Panama gibt es als Classic-Version und mit zweiter Zeitzone (Panama Dual Time). In beiden Uhren tickt das ETA-Kaliber 2892-A2. Für diese Zeitmesser muss der Uhrenfreund zwischen 2.250 und 2.450 Euro investieren.

Argus, den Namen des alles sehenden Monsters aus der griechischen Mythologie, trägt ein weiterer Bestseller aus Brands Kollektion: Dabei erscheint diese Automatikuhr alles andere als „monsterhaft“. Mit einem Gehäusedurchmesser von 38 Millimetern ist sie zwar etwas größer als die Panama, wirkt aber vornehm-dezent und schmiegt sich angenehm ans Handgelenk. Der Name Argus bezieht sich auf die sehr gute Ablesbarkeit dieser Uhr. Nach der Lancierung dieses Modells gab es reichlich Lob in der Fachpresse. Das ausgewogene Design und die soliden Gangresultate des modifizierten ETA-Werks 2892-A2 überzeugten die Tester. Neben der Argus mit silberweißem und schwarzem Zifferblatt lancierte Brand im Herbst 2009 ein Modell mit der raffinierten Farbnuance in Mocca-Anthrazit.

Eine Uhr wie ein gerahmtes Bild
Rainer Brand Uhren
Uhren von Rainer Brand, begehrt von Individualisten und Uhrenliebhabern

Für viele Uhrenfreunde sind ihre „Zeitbegleiter“ am Handgelenk, wie Rainer Brand sie liebevoll nennt, wahre Kunstwerke. Und der Uhrenbauer aus dem Spessart sorgt sogar für den passenden Rahmen. Sein rechteckiges Modell „Ecco“ inspirierte die Redaktion des renommierten Design-Magazin „Art Aurea“ zu dem Vergleich mit einem „gerahmten Bild“. Tatsächlich drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man sich dieses auf die wichtigsten Funktionen reduzierte Meisterwerk anschaut: Eine automatische Dreizeiger-Uhr mit Datumsanzeige bei „6 Uhr“ in einem 31 Millimeter breiten und 36 Millimeter langen Edelstahlgehäuse mit silberweißem oder schwarzem Zifferblatt. Bandanstöße – ansonsten typisch für betont maskuline Uhren – sucht man vergeblich. Das Lederband verschwindet dezent im Gehäuse. „Eigentlich ist die ‚Ecco’ eine Herren-Armbanduhr, doch sie wird ebenso stark von Frauen nachgefragt“, berichtet Rainer Brand. Ebenfalls rechteckig und puristisch in der Anmutung ist das Modell Pezzo, das mit einer Breite von 23 Millimetern und einer Länge von 29 Millimetern aber als Automatik-Damenuhr konzipiert wurde. In der Ecco verrichtet das ETA-Kaliber 2892-A2 treu seine Dienste, in der Pezzo das ETA-Werk 2000. Wer’s bei aller Dezenz eine Spur edler mag, kann sich für eine der auf 24 Stück limitierten Ecco-Uhren mit Roségold-Gehäuse entscheiden.

Kundinnen, die runde Uhren vorziehen, bietet Rainer Brand seine Automatikuhr Sybaris, benannt nach der griechischen antiken Stadt am Golf von Tarent. Angeblich pflegten die Sybariten, wie die Einwohner dieser Stadt genannt wurden, einen betont luxuriösen und anspruchsvollen Lebensstil. Die Damenuhr von Rainer Brand indessen verzichtet auf jedwede Art von Protzerei. Sie ist auf das Wesentliche reduziert und dank ihres aufgeräumten Zifferblatts sehr gut ablesbar. Diese Uhr gibt es ebenfalls mit schwarzem und silberweißem Blatt für 2.000 Euro. Zurückhaltendes Design und funkelnden Luxus kombiniert die Sybaris Brillant. Deren Lünette wird von 64 lupenreinen, strahlend weißen und von Hand gefassten Brillanten gesäumt. Für dieses tickende Schmuckstück müssen 4.600 Euro investiert werden. Wer eine Uhr aus der Kollektion von Rainer Brand erstehen will, sollte zum Konzessionär gehen. Denn die „Zeitbegleiter“ aus dem Spessart werden ausschließlich über Juweliere verkauft. „Das sind in der Regel kleinere und inhabergeführte Fachgeschäfte. Viele meiner Kunden sind zudem Goldschmiede, mit denen mich eine Art ‚Seelenverwandtschaft’ verbindet“, sagt Rainer Brand. Goldschmiede, die gleichzeitig gute Kaufleute seien, wüssten sehr genau, was sie ihren Kunden zeigen und verkaufen möchten. Warum also nicht eine Armbanduhr von Rainer Brand?

Mit seiner Philosophie und der Stringenz seiner Modelle hat Rainer Brand in den vergangenen Jahren sicher einen Markenkern herausgearbeitet, der bei vielen Uhrenfreunden auf Beifall stößt. Was Wunder, dass sich einige seiner Modelle durch eine beachtliche Werthaltigkeit auszeichnen – jedenfalls, wenn man sie mit anderen Uhren in dieser Preiskategorie vergleicht.

Dennoch: Wie will Rainer Brand als einer der vielen Davids unter dem Oligopol der Schweizer Goliaths langfristig punkten? In einem Interview sagte Brand einmal, er habe kein Erfolgsgeheimnis im klassischen Sinne. Zugegeben, schon die Frage danach klingt etwas merkwürdig. Denn selbst, wenn es ein Erfolgsgeheimnis gäbe, wäre es keines mehr, sobald man darüber in Interviews plaudert. Nein, wer sich die Erfolgsgeschichte von Rainer Brand anschaut, kommt zu der Erkenntnis, dass dahinter eigentlich das genaue Gegenteil eines Geheimnisses steckt. Er denkt, handelt und fühlt authentisch. Und genau das kommt in seinen Uhren zum Ausdruck. „Den Geschicken meines Unternehmens liegen weniger BWL-Kenntnisse zugrunde, als die Liebe eines Uhrmachermeisters zu seinem Handwerk“. Eine überzeugende Maxime, die man gern auch in andere Branchen übertragen würde.

rainerbrand.de

Bilder: Rainer Brand