Im Jahr 2017 feierte die Manufaktur Alexander Shorokhoff in Alzenau bei Aschaffenburg Jubiläum: Seit einem Vierteljahrhundert bietet das Unternehmen hochwertige Zeitmesser in außergewöhnlichem Design und aufwändig verzierten Werken an. Alexander Shorokhoff hat seine Nische auf dem Markt für Luxusuhren gefunden. Mit einer Reihe neuer Modelle festigte die Manufaktur Alexander Shorokhoff in den vergangenen Jahren ihren Ruf als hochwertige Uhrenmarke. „Art on the Wrist“, also Kunst für’s Handgelenk, ist dabei die Devise des Unternehmens.
Es gibt ein Video auf der Internetseite der Alzenauer Uhrenmanufaktur Alexander Shorokhoff, das zeigt den Inhaber und Spiritus Rector des Unternehmens über einem Skizzenblock - das Kinn auf die linke Hand gestützt, in der rechten ein Bleistift. Alexander Shorokhov, der sich im Gegensatz zu seiner Marke mit "v" am Ende schreibt, schaut gedankenversunken zu einem imaginären Punkt. Ganz so, als blickte er für einen Moment in die Vergangenheit und bezöge von dort seine Inspirationen. Dann zeichnet er mit flüchtigem Lächeln das Zifferblatt einer ganz besonderen Uhr. Eine Uhr, die einige Monate später für den German Design Award 2015 nominiert werden sollte. "Babylonian" heißt dieses Modell, das seither eines der Highlights in der Kollektion "Avantgarde" von Alexander Shorokhoff darstellt.
"Geschichte fasziniert mich. Ich lasse mich von ihr inspirieren. Babylon war die größte und mächtigste Stadt des Altertums. Ihr Reichtum zog die bedeutendsten Wissenschaftler, Künstler und Handwerker ihrer Zeit an. Nur wenige wissen, dass dort die Sternbilder entdeckt, die Tierkreiszeichen erfunden und die ersten Horoskope erstellt wurden", berichtet Alexander Shorokhov über die Quelle seiner Inspiration.
Der Mikrokosmos für's Handgelenk
Herausgekommen ist ein in der Tat avantgardistischer Zeitmesser, auf dessen Zifferblatt der faszinierte Betrachter einen ganzen Kosmos mit Himmelskörpern und Tierkreiszeichen entdeckt. Die Horizontalachse stellt ein Wellenornament dar und steht symbolhaft für Wasser sowie die Flüsse Euphrat und Tigris. Sonne und Mond zieren das Zifferblatt ebenso wie ein blau-violett schimmernder Perlmuttring mit den zwölf Tierkreiszeichen. Auf einem tiefer liegenden nachtblauen Band erscheinen Sterne. Und dort, wo bei anderen Uhren mit arabischen Ziffern die "12" prangt, erscheint - wie bei allen Modellen der "Avantgarde"-Kollektion - unübersehbar die "60". Es kommt im Leben bekanntlich öfter auf Minuten als auf Stunden an. Angetrieben wird die auf 500 Stück limitierte "Babylonian" von dem im Ursprung russischen Handaufzugswerk AS.2609, das von Alexander Shorokhoff stark überarbeitet wird und sich durch eine hohe Präzision auszeichnet. Alle Teile des Uhrwerks sind handgraviert, die Räder poliert und die Schrauben gebläut. Feinmechanik vom Feinsten.
Beflügelt von diesem Erfolg, lancierte die Manufaktur im Norden Bayerns 2015 die "Babylonian II". "Was die Gravuren angeht, haben wir bei diesem Modell noch einmal zugelegt", berichtet Shorokhov. "Die Platine des Werkes und der äußere Ring des Zifferblatts werden in einem hochkomplizierten Verfahren per Hand filigran ausgearbeitet und dekorativ gestaltet. Die Teile werden bei diesem Modell rhodiniert und nicht - wie bei der ersten ‚Babylonian' - vergoldet". Zusammen mit dem Stundenring aus dunkelblauem Perlmutt, den gebläuten Zeigern und der Stundenmarkierung entsteht ein Bild, das den Reichtum und die Schönheit vom frühen Babylon symbolisieren soll. Das aufwändig verzierte und gravierte Handaufzugskaliber, das durch ein Saphirglas auf der Rückseite der Uhr zu bewundern ist, wird umrahmt von einem blauen Ring mit den Tierkreiszeichen. Die "Babylonian II" ist auf 300 Stück limitiert.
Barbara Dennerlein als Marken-Botschafterin
Im Herbst 2015 lancierte Alexander Shorokhoff ein weiteres Highlight, dessen Geschichte es zu erzählen gilt. Vor einiger Zeit nahm die bekannte Jazzmusikerin Barbara Dennerlein Kontakt mit der Uhrenmanufaktur Shorokhoff auf und bekundete starkes Interesse am Modell "Miss Avantgarde", das ebenfalls auf 500 Stück limitiert ist. Seither trägt die Künstlerin nicht nur diesen Zeitmesser für kreative Individualisten, sie ist darüber hinaus Markenbotschafterin von Alexander Shorokhoff. Allerdings dürfte sie die Uhr wohl ab und zu wechseln, denn inzwischen kam das nach ihr benannte Modell "Barbara" auf den Markt, das nicht nur den Vornamen der Künstlerin trägt, sondern auch ein Reverenzerweis an die Musikerin ist. "Die avantgardistische Musik von Barbara hat mich in ihren Bann gezogen. Ich habe daher eine Uhr kreiert mit 3-D-Zifferblatt und Orgeltasten, die einen Notenschlüssel umringen, der auf einem farbig-lebendigen Hintergrund den Rahmen zu sprengen scheint", beschreibt Shorokhov dieses auf 169 Stück limitierte Modell aus der Avantgarde-Kollektion.
Die Modelle der "Avantgarde"-Kollektion werden nur über Juweliere und Fachhändler in mittlerweile 40 Ländern vertrieben. Und dabei soll es nach Ansicht von Shorokhov auch bleiben: "Wir sind beständige und faire Partner". Dennoch will er die Chancen nutzen, die ein Direktvertrieb über das Internet bietet. Hierfür wurde vor einiger Zeit die Kollektion "Vintage" ins Leben gerufen. Dieser Name bezieht sich weniger auf das Design, das ebenfalls durchaus ein wenig avantgardistisch anmutet, als vielmehr auf die Werke. In den "Vintage"-Uhren ticken russische oder schweizerische Vintage-Werke, die seit Jahren nicht mehr produziert werden. Die Werke werden aufbereitet, um den höchsten Qualitätsanspruchen zu entsprechen. "Mit dieser Kollektion wollen wir dem Uhrenfreund ein Produkt mit außergewöhnlichem Design und guter Qualität zu einem sehr attraktiven Preis bieten", sagt Shorokhov.
Neue Modelle zum 25jährigen Jubiläum
Zum Jubiläum überraschte die Manufaktur mit einer neuen Uhr aus der Modellreihe „Avantgarde“. Dabei ging es Shorokov nicht nur um neue Züge im Uhrendesign, vielmehr sollte das Modell „Crossing“ (siehe Bild) auch mit einer uhrmacherischen Raffinesse glänzen. Dank des Uhrwerks Jumping Hour von Dubois Depraz wird die Stunde in einem großen Fenster bei 12-Uhr mit einer Ziffer angezeigt. Ist eine Stunde vergangen, springt die Stundenanzeige weiter – daher die Bezeichnung „springende Stunde“. Die Minuten werden in einem Minutenring im oberen Teil des Zifferblatts angezeigt, die Sekunden auf einem kleineren Hilfszifferblatt unten bei 6-Uhr. Die dünnen, feinen Linien des Minutenrings, die sich immer paarweise überkreuzen, geben der Uhr ihren Namen – „Crossing“. Sie erschien in vier Zifferblattfarben, jeweils auf 25 Stück limitiert, und kostet 3.795 Euro.
Das Alexander Shorokhoff-Modell „Kandy“ wiederum wurde dem berühmtesten russischen Avantgardisten Wassily Kandinsky gewidmet. Er besaß eine außergewöhnliche bildnerische Intelligenz und hatte ein ausgeprägtes Empfinden für Farbe und Form. Beides kommt in dieser Uhr zum Ausdruck.
Die Zifferblätter sind quadratisch und dreidimensional guillochiert. Auf der Rückseite des Gehäuses werden vier runde Gläser in Rot, Blau und Gelb eingebaut. Diese stellen die wichtigsten Farben in der Avantgarde-Kunst dar. Passend dazu wurde eine moderne, eckige Gehäuseform gewählt. Auch die „Kandy“ gehört zur Avantgard-Linie und kostet 2455 Euro.
Für Uhrenliebhaber und Sammler hält Shorokhoff derweil eine besondere Rarität bereit - die Vintage V5. "Uns ist es gelungen, etwa 80 Werke des äußerst seltenen und uhrmacherisch hochwertigen Kalibers Poljot de luxe 2416 zu erwerben", berichtet Shorokhov stolz. Dieses Uhrwerk werde von Kennern als "russische Legende" bezeichnet.
Für die Erste Moskauer Uhrenfabrik war dieses flache Kaliber in den 1960er Jahren gleichsam das Nonplusultra und Ausdruck höchster russischer Uhrmacherkunst. Das nur in kleiner Serie produzierte Spitzen-Uhrwerk tickte in einem äußerst eleganten Gehäuse mit zylindrischem Glas. Nur die "oberen Zehntausend" besaßen eine solche Uhr, darunter Kosmonauten, Künstler, Leistungssportler, Regierungsmitglieder und hochrangige Repräsentanten der Partei. Weil der Herstellungsprozess dieser Uhr kompliziert und zeitaufwändig war, wurde die Produktion in den 1970er Jahren eingestellt.
Alexander Shorokhoff hat die "russische Legende" sozusagen demokratisiert: Um eine Vintage V5 mit diesem seltenen Werk zu besitzen, muss man weder der Regierung angehören noch Spitzensportler oder Kosmonaut sein. Die auf 60 Stück limitierte Vintage V5 kostet 1.299 Euro. Auf der BASELWORLD 2017 präsentierte Alexander Shorokhoff ein weiteres exklusives High-end-Produkt zum 25jährigen Jubiläum der Manufaktur: den Tourbillon Tomorrow. Im Design blieb sich die Marke auch bei dieser Uhr treu. Die ungewöhnliche, futuristische Anmutung dieses Zeitmessers passt sich gut der Avantgarde-Linie.
Bilder: Alexander Shorokhoff