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Stahl PVD beschichtet

Anfang 2017 ging der Konstrukteur und Designer Juri Schob mit seiner neuen Uhrenmarke Cronus an den Start. Seine markanten Dreizeigeruhren mit ihrem innovativen Kronenschutz fanden sofort viele Freunde unter den Uhrenliebhabern. Schob setzt auf das bewährte Schweizer Automatikwerk ETA 2824-2 und verspricht ansonsten „Made in Germany“ zu 100 Prozent. Michael Brückner traf ihn in Augsburg, sprach mit ihm über seine Motivation und nahm sein Modell Prototyp 2 unter die Lupe.

Mitunter sind es nicht die großen Komplikationen, sondern die kleinen Details, die aus einer Uhr etwas Außergewöhnliches machen. Der Konstrukteur und Designer Juri Schob brachte Anfang 2017 einen robusten Zeitmesser auf den Markt, dessen zum Patent angemeldeter Kronenschutz nicht nur von beachtlicher Raffinesse zeugt, sondern gleich zwei ganz praktische Vorteile bietet: Zum einen schützt er das Werk vor eindringender Feuchtigkeit und macht die Uhr somit bis 300 Meter wasserdicht, zum anderen ermöglicht er ein wirklich absolut exaktes Einstellen der Uhrzeit. Denn dieses Problem kennt jeder Uhrenfreund: Man zieht die Krone in die entsprechende Position, um die Uhrzeit einzustellen. Der Lauf der Sekunde wird hierzu angehalten (Sekundenstopp). Beim Zurückdrücken der Krone gegen das Uhrengehäuse mit dem Finger passiert es oft, dass der Minutenzeiger leicht „verrutscht“. Selbst minimale Abweichungen führen dann dazu, dass die Uhr nicht mehr die wirklich exakte Zeit anzeigt. Den meisten Zeitgenossen dürfte es herzlich egal sein, ob ihre Uhr nun ein paar Sekunden vor- oder nachgeht. Echte Uhrenfreunde sind aber „Sekundenfuchser“. Sie fragen sich, was ein Sekundenstopp bringt, wenn ein etwas unvorsichtiges Zurückdrücken der Krone schon auf Kosten der Genauigkeit gehen kann.

Juri Schob
Juri Schob

Juri Schobs Kronenschutz sorgt deshalb dafür, dass nach dem Einstellen der genauen Uhrzeit kein Finger des Uhrenträgers mehr die Krone berührt. Das Prinzip ist ebenso einfach wie effizient: Ein kleiner Schieber im Kronengehäuse drückt die Krone gegen das Uhrengehäuse. Um die Krone herauszuziehen, muss man den Schieber in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Ist die Uhr gestellt, drückt man mit Hilfe des Schiebers die Krone wieder exakt gegen das Gehäuse, ohne auch nur die Zeiger minimal zu verändern. Schob nennt einen weiteren Vorteil seines Kronenschutzes: „Durch die definierte Lage des Schiebers ist der Druck auf die Gummidichtung immer konstant. Bei der herkömmlichen verschraubten Krone ist dies nicht der Fall, da diese immer anders angezogen wird – mal stärker, mal schwächer -, was nicht unbedingt von Vorteil mit Blick auf die Langlebigkeit der Dichtung ist“.

„Die Funktion soll die Form diktieren. Wenig Schnickschnack“ – so bringt Juri Schob seine Vorstellung von einer interessanten und für ihn ganz persönlich attraktiven Uhr auf den Punkt. Einsatzuhren aus den 1950er Jahren interessierten und inspirierten ihn ebenso wie die markanten russischen Kampftaucheruhren. Doch wie kam der heute in Bayern lebende Designer und Konstrukteur auf die Idee, eine eigene kleine Uhrenmarke zu lancieren? Zumal es in den vergangenen Jahren an Neugründungen von Mikro-Brands in der Uhrenbranche nicht eben mangelte.

Wir trafen Schob und wollten genauer wissen, was ihn motivierte, den gewiss riskanten Schritt vom Uhren-Liebhaber zum Uhren-Markeninhaber zu wagen. Wie so viele, deren Namen heute die Zifferblätter von Uhren schmücken, wurde auch Schob schon in jungen Jahren mit dem Uhren-Virus infiziert. Er erhielt damals eine mechanische Uhr, auf die er besonders stolz war. Während seine Mitschüler entweder gar keine Uhren oder aber Quarz-Zeitmesser trugen, war Schob glücklich, eine mechanische Uhr sein Eigen zu nennen. Nach Beginn seiner Erwerbstätigkeit kaufte Schob dann immer mal neue Uhren hinzu und legte somit den Grundstein für eine heute veritable Sammlung.

Cronus

Kein Wunder also, dass er später im Beruf auch für verschiedene Uhrenhersteller arbeitete und sieben Modelle konstruierte – vom Gehäuse bis zum Zifferblatt. Als Sammler hatte er darüber hinaus schon Erfahrung mit Werken und deren Einschalung in Uhrengehäuse gesammelt. Seit 2006 restauriert Schob auch Uhren.

Irgendwann stellte er sich dann die Frage, wie seine ganz persönliche Traumuhr aussehen müsste. Welche Uhr würde er gern am Handgelenk tragen? Seine Aufmerksamkeit galt zunächst einem scheinbaren Detail: den Verschlüssen der Uhren. „Es gibt nur sechs Verschlüsse zum Kronenschutz“, erläutert Schob und präsentiert die russische Kampftaucheruhr CHS 191 mit dem beeindruckenden Durchmesser von 60 Millimetern ohne Krone. Die Uhr aus den 1960er Jahren verfügt über einen abschraubbaren Kronenschutz, der mit einer Kette am Uhrengehäuse befestigt ist. Dieser Zeitmesser lieferte Juri Schob die Inspiration: Seine Traumuhr sollte ebenfalls über einen außergewöhnlichen Kronenverschluss verfügen. Und eine stattliche Größe durfte sie ebenfalls aufweisen, auch wenn es nicht unbedingt 60 Millimeter sein mussten. So fertigte der Uhren-Enthusiast im Jahr 2010 nebenberuflich die ersten Skizzen für seinen ganz persönlichen Traum-Zeitmesser. Etwa fünf Jahre später ließ er seine Marke Cronus eintragen.

Cronus

Das erste Modell (Prototyp 1) weist bereits einen markanten Kronenverschluss auf und wird von dem Handaufzugswerk ETA Unitas 6497 angetrieben. Dieses Modell steht nicht mehr zum Verkauf. Der eigentliche Start in den Uhrenmarkt erfolgte dann Anfang 2017 mit dem Modell Prototyp 2. Dessen Gehäuse mit 45 Millimetern Durchmesser gibt es entweder silberfarben und perlgestrahlt oder in Schwarz und PVD beschichtet. Die Stahlversion hat Schob limitiert. Auf dem Zifferblatt prangt bei „3-Uhr“ ein roter Warnhinweis: „Control before dive“ und ein Pfeil weist in Richtung der mithilfe einer Schutzvorrichtung gegen das Gehäuse gedrückten Aufzugskrone. Befindet sich die Krone nicht im Tauchermodus, erscheint ein roter Ring an der Schutzvorrichtung und warnt den Träger.

Schob hat sich für ein leicht gewölbtes, 3,5 Millimeter starkes und entspiegeltes Saphirglas entschieden, die Stege sind verschraubt, ebenso der Boden mit Gravur. Insgesamt macht die Uhr einen robusten, aber dennoch gefälligen Eindruck. Hochwertige Lederarmbänder halten den Zeitmesser am Handgelenk des stolzen Trägers.

Im Gegensatz zum Prototyp 1 wird der Prototyp 2 nicht von einem Handaufzugswerk, sondern von dem legendären Automatikkaliber ETA 2824-2 angetrieben, das wegen seiner Langlebigkeit und Zuverlässigkeit bisweilen gern schon mal als „Arbeitstier“ unter den Uhrwerken bezeichnet wird. „Das Werk kommt aus der Schweiz, alles andere aus Deutschland“, versichert Schob. Auch die Endmontage erfolge in Glashütte.

Cronus

Nun gibt es mittlerweile Uhrenmarken en masse auf dem Markt. In den letzten Jahren kamen viele kleinere Uhrenmarken und Ein-Mann- oder Eine-Frau-Ateliers hinzu. Wie gedenkt sich Schob in diesem Wettbewerb erfolgreich zu differenzieren? Mit den ersten Monaten ist er durchaus zufrieden. Geradezu begeistert sei seine Uhr in verschiedenen Internet-Foren aufgenommen worden. Und auch der Preis von 2400 Euro (die schwarze Variante kostet 2500 Euro) werde am Markt als vergleichsweise günstig akzeptiert, zumal die Uhr zu 100 Prozent „Made in Germany“ sei. Auch in den einschlägigen Uhrenmagazinen wurde Schobs tickende Neuerscheinung vorgestellt.

„Ich bin kein Hasardeur, sondern eher ein vorsichtiger Mensch. Aber die gute Resonanz der vergangenen Monate stimmt mich durchaus optimistisch“, freut sich Schob und hat bereits Zukunftspläne. So ist er zum Beispiel im Gespräch mit Juwelieren, um seine Marke bald auch im stationären Handel anbieten zu können. Bislang beschränkt sich Schob nur auf den Online-Verkauf. „Bei einer so jungen Marke ist es aus meiner Sicht wichtig, dass Interessenten die Uhr in die Hand nehmen und in natura betrachten können – nicht nur auf dem Computer-Monitor“, erläutert Schob seine Pläne. Deshalb wird er auch auf der Munichtime vom 27. bis 29. Oktober 2017 im Hotel Bayerischer Hof in München vertreten sein.

Der gute Verkaufsstart motiviert Juri Schob darüber hinaus, schon allmählich über neue Modelle nachzudenken. Doch das bleibt einstweilen noch Zukunftsmusik. Schob geht Schritt für Schritt vor. Zunächst einmal ist er stolz, dass seine Uhr für den German Design Award 2018 nominiert wurde.

Bilder: Cronus