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Seit Ende 2019 steht Christine Lagarde an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB). Unter der Nachfolgerin von Mario Draghi ist wohl so schnell kein Ende der Politik des ultralockeren Geldes sowie der Null- und Strafzinsen abzusehen.

Viele Anleger, die bereits in Aktien, Edelmetalle und Immobilien investiert sind, suchen daher nach alternativen Anlage-Möglichkeiten, da mit traditionellen Sparformen bis auf Weiteres keine Renditen mehr zu erzielen sind. In den vergangenen Jahren sind verstärkt edle Armbanduhren aus der Schweiz und dem sächsischen Glashütte in den Fokus der Anleger gerückt.


Breguet Classique Tourbillon extra-plat automatique
Breguet Classique Tourbillon extra-plat automatique

Hohe Einstiegspreise

Eignen sich Nobelticker wirklich als alternative Geldanlage? Oder handelt es sich lediglich um ein Alibi-Argument für Uhren-affine Männer? Der Mainzer Anlagestratege und Buchautor Antonio Sommese beurteilt die Chancen eines solchen Investments differenziert.

„Fachleute gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent der Luxus-Uhren kein Wertsteigerungspotenzial aufweisen. Außerdem sind die Preise für prestigeträchtige Marken und Modelle in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Das heißt: Die Einstiegspreise sind hoch. Wenn überhaupt, dann können Renditen erst auf längere Sicht realisiert werden“, sagt Sommese.

Allerdings erzielten bestimmte Marken und Modelle auf dem Sekundärmarkt immer wieder sehr gute Preise, und daran dürfte sich nach Ansicht des Anlageexperten in den nächsten Jahren nichts ändern – von temporären Schwankungen abgesehen. Interessant erscheinen aus seiner Sicht vor allem die „Kult-Modelle“, zum Beispiel die Stahl-Daytona von Rolex, die Moonwatch von Omega, die Monaco von TAG Heuer und die Big Bang von Hublot. Sammler interessierten sich zudem stark für Vintage-Modelle, also etwa alte Fliegeruhren von IWC (Mark XI), die älteren Modelle der Navitimer von Breitling sowie die Vintage-Uhren von Panerai.

„Ein Blick in die Auktionsergebnisse der vergangenen Jahre zeigt ganz klar, welche Marken in der Regel die höchsten Preise erzielen. Das sind Patek Philippe und Rolex. Ebenfalls zu den Blue chips darf inzwischen A. Lange & Söhne gezählt werden“, sagt der Wirtschaftsjournalist Michael Brückner, selbst passionierter Uhrensammler und Autor des Buches „Uhren als Kapitalanlage“ sowie Betreiber der Seite „Der-Uhrengourmet“.

Esmeralda Drei Bruecken Tourbillon
Esmeralda Drei Bruecken Tourbillon von Girard Perregaux

Er nennt einen weiteren Aspekt, den man unbedingt beachten sollte, wenn man in Uhren investieren möchte: „Wichtig ist die sogenannte Fungibilität. Das steht im Fachjargon für die Möglichkeit, eine bestimmte Anlage wieder zu Geld zu machen. Es ist natürlich schwieriger ein Tourbillon für 100.000 Euro zu verkaufen als eine Submariner. Wenn ich sehr teure Uhren verkaufen will, dann muss ich wissen, wo ich sie verkaufe – in der Regel funktioniert dies nur über entsprechend spezialisierte Auktionshäuser, wie Dr. Crott in Mannheim oder Antiquorum.

Wenn ich die Uhren wieder verkaufen möchte, dann sollte ich darauf schauen, nicht zu teure Uhren zu kaufen. Bei Patek Philippe muss man sich keine Sorgen über Preise machen, die Marke hat so viele Fans, die kaufen alles weg. Bei anderen Marken würde ich dazu raten in Preiskategorien zu kaufen, die man dann auch schnell wieder vermarkten kann. Hierbei ist es schwer eine Grenze zu nennen – es hängt schließlich stark von der Marke ab. Bis 10.000 Euro ist es recht einfach, die Uhr wiederzuverkaufen. Wenn es dann fünfstellig wird, wird es schwieriger. Bei bestimmten Sammlerobjekten spielt der Preis aber keine Rolle“.


Komplikationen und Manufakturwerke

Habring2 Perpetual Doppel LRes
Habring2 Perpetual Doppel LRes

Was macht eine Uhr aber werthaltig und verspricht vielleicht sogar Wertsteigerungspotenzial? „Rare Modelle starker Marken, uhrmacherische Raffinessen, also die sogenannten Komplikationen, Manufakturwerke und ein zeitloses Spitzen-Design sind gute Voraussetzungen“, sagt Sommese. Und wer seinen Luxus-Ticker später zu guten Preisen verkaufen möchte, sollte alle Papiere sowie die Originalbox sorgfältig aufbewahren. Wichtig sei außerdem die Authentizität. Das heißt: Bei Reparaturen immer auf Original-Ersatzteile achten.

Wer in teure Zeitmesser investieren möchte, sollte eine Affinität zu diesem Thema haben und bereit sein, auch eine emotionale Rendite zu akzeptieren. Sprich: Wenn sich der Wert am Ende doch nicht so entwickelt wie erhofft, dann bleibt zumindest die Freude an einer schönen Uhr. Wer sich für Uhren als Geldanlage interessiert, dem empfiehlt Antonio Sommese die 3-I-Formel: „Erst interessieren, dann informieren, dann erst investieren“.

Dominik Kettner von Kettner-Edelmetalle, selbst ein engagierter Uhrensammler, schätzt, wie er unlängst in einem Video verriet, edle Luxus-Zeitmesser durchaus als Kapitalanlage – und als Ergänzung zu Edelmetallen. „Bei manchen Luxusuhren sind Wertsteigerungen von durchschnittlich 5 bis 10 Prozent pro Jahr durchaus möglich“. Allerdings seien mittlerweile sehr viele geschickte Fälschungen auf dem Markt. Kettner empfiehlt daher, Luxusuhren nur bei Konzessionären der betreffenden Hersteller zu kaufen.

Bilder: Archiv Brückner