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Eine Tourbillon-Uhr für wenig mehr als 1000 Euro? Wie ist das möglich? Michael Brückner wollte es wissen und traf in München Dr. Manfred Strohmayer, einen der beiden Gründer und Geschäftsführer der Bon Mercato Gruppe, die unter den Markennamen Raoul U. Braun und PortaS solche „mechanischen Wirbelwinde“ verkauft.

Ein Tourbillon ist das filigrane Highlight jeder Uhren-Kollektion. Denn der wirbelnde Tanz der Mechanik stellt sicher die anspruchsvollste Komplikation dar, die hochwertige Uhren zu bieten haben. Für die einen ist das Tourbillon Nachweis uhrmacherischer Kompetenz, für die anderen ein faszinierendes Kunstwerk am Handgelenk. Altmeister Abraham Louis Breguet entwickelte das Tourbillon, um die Ganggenauigkeit von Taschenuhren zu optimieren. Seit jedoch die Uhren ihren Weg aus der Westentasche ans Handgelenk gefunden haben, sind Tourbillons eigentlich überflüssig. Nüchtern betrachtet. Doch wer bleibt schon nüchtern, wenn es um wahre Meisterwerke der Uhrmacherkunst geht?

Der Traum vom Tourbillon wird wahr

Einmal ein Tourbillon zu besitzen – selbst für solvente Uhrenfreunde bleibt dies freilich ein Traum, denn für ein solch edles Stück müssten sie schon mal den Gegenwert eines Autos der gehobenen Mittelklasse investieren. Weist die Luxusuhr neben dem „Wirbelwind“ und einem bedeutenden Namen der Haute Horlogerie auch noch weitere Komplikationen auf, so wird schnell ein sechsstelliger Betrag fällig.

Doch dann eröffnen sich unversehens ganz neue Möglichkeiten: Tourbillon-Armbanduhren, teils mit Automatik-, teils mit Handaufzugswerken zu Preisen zwischen 1000 und 2000 Euro. Sie tragen die Markennamen Raoul U. Braun oder PortaS und werden größtenteils über den Auktions-Sender 1-2-3.tv (siehe Bericht auf dieser Seite) höchst erfolgreich verkauft. Wie ist so etwas möglich? Handelt es sich wirklich um echte Tourbillons? Und wer steckt dahinter?

Beginnen wir mit der Antwort auf die letzte Frage: Die Marken Raoul U. Braun und PortaS gehören zusammen mit den Uhrenmarken deLorean und Val du Temps aus der Schweiz zur Münchner Bon Mercato Gruppe, die von Raoul Uwe Braun und dem ehemaligen Unternehmensberater Dr. Manfred Strohmayer im Februar 2004 gegründet wurde. Heute fungieren beide („Wir sind Vertriebsexperten mit internationalen Kontakten“) als geschäftsführende Gesellschafter des Unternehmens.

Strohmayer ist für viele Uhrenfreunde, die ab und zu die Auktionen auf 1.2.3.tv verfolgen, kein Unbekannter. Die meisten Marken der Bon Mercato Gruppe präsentiert er gemeinsam mit den Moderatoren des Senders. Und immer wieder sind auch Tourbillon-Uhren im Angebot, für die selbst normalerweise sehr preissensible Zuschauer gern mal etwas tiefer in die Tasche greifen. Denn wer möchte sich nicht gern ein Tourbillon zu einem erschwinglichen Preis gönnen?

Wir besuchten Strohmayer in München und fragten ihn, was es mit diesen preiswerten Tourbillons auf sich hat. „Selbstverständlich handelt es sich um vollwertige Tourbillons“, versichert er. Die kleinen „Wirbelwinde“ fielen auch nicht aus irgendwelchen Maschinen, sondern würden weitgehend von Hand gefertigt. „Jeder, der sich auch nur ein wenig auskennt in der Branche, weiß natürlich, dass wir für diese Preise nicht in der teuren Schweiz produzieren lassen können. Unsere Tourbillons entstehen bei hochspezialisierten Herstellern in Fernost, deren Standards sich heute kaum noch von denen der Schweiz unterscheiden“, sagt Strohmayer. Sicher, Tourbillon-Uhren aus der Schweiz seien zum Beispiel hinsichtlich ihres Finishs ihrer fernöstlichen Konkurrenz noch überlegen. Doch achte man bei der Auswahl der Partner auf Qualität und Präzision. „Schließlich übernehmen wir eine zweijährige Gewährleistung für alle unsere Uhren und sind auch anschließend noch mit einem kompetenten Service zur Stelle, falls es erforderlich sein sollte“. Viele der unter den Markennamen Raoul U. Braun und PortaS vertriebenen Tourbillon-Uhren verfügen über weitere Komplikationen, wie etwa eine Gangreserve- und Tag/Nacht-Anzeige.

Günstige Vertriebswege

Als weiteren preissenkenden Faktor führt Strohmayer den Vertriebsweg ins Feld. Würden die Tourbillon-Uhren klassisch über Juweliere verkauft, lägen die Preise deutlich höher, ist der Unternehmer überzeugt.

Im Übrigen gibt es auch bei den Luxus-Tourbillons aus der Schweiz durchaus kleine, aber feine Unterschiede. Bei den winzigen Tourbillons in Taschen- oder Armbanduhren müsse selbst der Fachmann schon sehr genau hinschauen, ob wirklich mit der erforderlichen Oberflächenqualität und Präzision gearbeitet wurde“, sagt der junge selbstständige Uhrmachermeister Matthias B. Fuchs aus der Nähe von Oberstdorf. Er kennt die Branche, schließlich arbeitete er früher für die Schweizer Nobelmarken IWC und H. Moser & Cie.

Auch Manfred Strohmayer war während seiner Zeit als Consultant für erste Adressen der Schweizer Uhrenbranche tätig. Er kann daher gut verstehen, dass manche Uhrensammler trotz enormer Qualitäts-Fortschritte bei den fernöstlichen Herstellern am Ende doch eher „Swiss made“ vorziehen, auch wenn man sicher kein Tourbillon eidgenössischer Provenienz für wenig mehr als 1000 Euro bekommt.

Signature Line mit Schweizer Werken

Für solche Uhrenfreunde hat Raoul U. Braun die Signature Line konzipiert. In diesen mechanischen Zeitmessern ticken Werke der Schweizer Hersteller Sellita oder ETA. Auch PortaS-Uhren gibt es in der Heritage-Linie mit Schweizer Uhrwerken von Sellita. In die Zeitmesser der ebenfalls von Bon Mercato vertriebenen Marke Val du Temps werden grundsätzlich Schweizer Werke eingeschalt – in Automatikuhren das Sellita SW 200, in Chronographen das Sellita 500, das weitgehend baugleich mit dem bekannten ETA 7750 ist. Beide Werke sind zum Beispiel auch in bekannten Uhren aus der Schweiz und Deutschland zu finden, wie beispielsweise in Zeitmessern von Hanhart, Meistersinger, Oris, Alpina oder Wempe Glashütte.

Die erste Schweizer Marke im Uhrenportfolio von Bon Mercato war Vidar. „Für uns ergab sich damals die Gelegenheit, diese im Jahr 1906 in der Schweiz gegründete Marke zu erwerben“, berichtet Strohmayer. Es folgten eine Neuausrichtung mit Entwicklung und Produktion in der Schweiz sowie das neue Kaliber VI15 und die Lancierung des Modells Golf Impact. Dank des besonderen Shock Absorbing Systems sind Vidar-Uhren in hohem Maße resistent gegen Erschütterungen und Fliehkräfte, wie sie zum Beispiel beim Golf- oder Tennisspielen entstehen. Was Wunder also, dass die Zeitmesser von Vidar als Uhren für Golfer geschätzt werden? Derzeit liegt diese Marke gleichsam auf Eis, da hier Vorbereitungen getroffen werden, innovative Vertriebswege zu beschreiten. Gleichwohl sind noch einige der „Golf Impact“-Uhren erhältlich.

Den Fokus legt Bon Mercato auf die genannten Marken Raoul U. Braun, PortaS, deLorean und Val du Temps. „Uhren von Raoul U. Braun zeichnen sich durch ein klassisches Design aus. Dahinter steht nicht zuletzt eine jahrhundertealte Tradition; denn der Urgroßvater des Namensgebers Raoul Uwe Braun fertigte schon mit großer Leidenschaft Uhren“, sagt Strohmayer. Der Markenname PortaS steht für die Sächsische Schweiz, rund um Glashütte, dem führenden deutschen Zentrum der Haute Horlogerie. Entsprechend tragen diese Uhren die Namen der „Söhne“ und Städte Sachsens. Jede PortaS-Kreation soll durch einen sehr eigenständigen Charakter und einzigartige Details überzeugen, heißt es.

deLorean – für Freunde sportlicher Uhren

deLorean steht – wie der Name des ehemaligen Sportwagenherstellers schon vermuten lässt, für betonte Sportlichkeit, Dynamik und fortschrittliche Technik. Viele Design-Raffinessen entstanden in Anlehnung an den Motorsport. Die in Biel (Schweiz) gefertigten Uhren von Val du Temps schließlich sind sozusagen die Blue chips im Angebots-Portfolio von Bon Mercato. Diese Zeitmesser und die eingangs erwähnten Tourbillons liegen preislich denn auch deutlich über dem Niveau der anderen Uhren der Bon Mercato-Gruppe.

Durch die häufige Präsenz dieser Marken im Auktions-Sender 1.2.3-tv - dem Shopping-Kanal mit den meisten Uhrenverkäufen in dieser Vertriebsschiene – nimmt Bon Mercato ständig die Präferenzen der Kunden wahr. Welche Zeitmesser lieben die Freunde der Bon Mercato-Marken besonders? „Klarer Fall“, sagt Dr. Manfred Strohmayer, „gefragt sind Uhren mit möglichst vielen Zusatzfunktionen und spannenden Zifferblättern. Eher minimalistische Drei-Zeiger-Uhren mit betont zurückhaltendem Design sind weniger gefragt, sieht man von einigen eleganten Modellen der Marke Val du Temps einmal ab“.

Bilder: Bon Mercato GmbH, München