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125 Jahre Union Glashütte

Zum 125jährigen Jubiläum zeigt Union Glashütte in den historischen Räumen des Deutschen Uhrenmuseums in einer Sonderausstellung die Highlights aus Vergangenheit und Gegenwart des von Johannes Dürrstein gegründeten Unternehmens. Zur Vernissage wurde auch die limitierte Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein mit einem neuen Handaufzugs-Kaliber vorgestellt.

Sogar passionierte Uhrenfreunde sind bisweilen erstaunt, wie viele Uhrenmarken in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen sind. Die meisten tragen französisch klingende Namen. Sie gaukeln überdies eine Tradition vor, die sie gar nicht haben. Und dann gibt es Marken mit eher prosaisch klingenden Namen, wie etwa „Union Glashütte“, die aber tatsächlich an die alte Uhrmachertradition in dem sächsischen Städtchen anknüpfen und diese stringent fortführen. Mag sein, dass der Name Johannes Dürrstein all jenen nichts sagt, die sich nur kursorisch für Zeitmesser der besonderen Art interessieren. Wer sich jedoch jemals etwas tiefer mit der Glashütter Uhrmacherkunst beschäftigt hat, der weiß, dass Johannes Dürrstein in einer Reihe steht mit den großen Namen aus Glashütte, denen man auch heute in dem kleinen Städtchen im Müglitztal gleichsam auf Schritt und Tritt begegnet. Und wer die Geschichte der Marke Union Glashütte erzählt, muss mit Dürrstein anfangen.

Uhrengroßhandlung Dürrstein

Hochwertige Uhren zu fairen Preisen

Geboren im Jahr 1845 in der Nähe von Frankfurt, gründete Johannes Dürrstein eine Uhrengroßhandlung in Dresden. Gemeinsam mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder baute er das Geschäft zielstrebig aus und gründete parallel dazu am 1. Januar 1893 – also vor 125 Jahren – die Uhrenfabrik Union Glashütte. Wahrscheinlich erwies es sich im Nachhinein als Vorteil, dass Dürrstein zunächst mit Uhren handelte, bevor er welche baute. Aufgrund seines engen Kundenkontakts und seines Netzwerks, das er im Laufe der Jahre aufgebaut hatte, wusste er, was ein großer Kundenkreis wünschte: Uhren von sehr guter Glashütter Qualität zu noch bezahlbaren Preisen. Dürrstein, der schon sehr früh mit Ferdinand Adolf Lange einen Exklusivvertrag zum Vertrieb dieser hochwertigen Taschenuhren geschlossen hatte, drängte später darauf, günstigere Zeitmesser herstellen zu lassen. Diese im Hause A. Lange & Söhne entwickelten Uhren kamen mit der Signatur „Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte“ (DUF) auf den Markt.

Wer heute einen Blick in die Preisliste von Union Glashütte wirft, gewinnt schnell den Eindruck, dass sich an dieser Maxime in all den Jahren nichts geändert hat. Und diese Maxime lautet: Unverzichtbar ist alles, was einen Zeitmesser schön und präzise macht; verzichtbar hingegen ist, was ihn teuer macht. Dürrsteins Uhren zeigten einen griechischen Tempel als Gehäusemarke, auf dem Zifferblatt befand sich der Schriftzug "Uhrenfabrik Union Glashütte".

Uhrenmuseum Glashütte
Blick in die Jubiläumsausstellung im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte

Das Ziel, Uhren zu erschwinglichen Preisen anzubieten, ging jedoch nicht auf Kosten der Innovationskraft des Unternehmens. Für die „Spezialitäten“ des Hauses gewann Dürrstein Julius Bergter als kongenialen Partner, der in der Uhrenfabrik Moritz Großmann gearbeitet hatte und als Lehrer an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte, dem heutigen Uhrenmuseum, unterrichtete. Ab dem Jahr 1900 brachte Union unter anderem Beobachtungsuhren und Marine-Chronometer auf den Markt. Hierzu arbeitete das Unternehmen mit anderen namhaften Firmen, wie etwa Paul Stübner, Glashütte, zusammen, der das Rohwerk für den Union Marine-Chronometer Nr. 16 lieferte.

Zum 50jährigen Bestehen der Glashütter Uhrenindustrie präsentierte Union mit der „Jubiläumsuhr“ ein geniales Meisterwerk der Uhrmacherkunst. Es handelte sich dabei um nicht mehr und nicht weniger als die damals komplizierteste Uhr der Welt. Die Komplikationen waren vom Feinsten und lassen Uhrenfreunde bis heute staunen: Rattrapante (Schleppzeiger-Chronograph) mit springender Sekunde, Ewiger Kalender, Mondphase, Minutenrepetition (!), Grande und Petite Sonnerie und die „blitzende Sekunde“ (Foudroyant) – eine heute fast schon vergessene Komplikation, der zuletzt die österreichische Manufaktur Habring² zu einer vielbeachteten Renaissance verhalf.

Die Ausstellung
Die Ausstellung

Wer sich damals diese Uhr der Extra-Klasse leisten wollte, musste schon den Gegenwert einer veritablen Villa investieren. Die im Jahr 1900 unter der Ägide von Julius Bergter lancierte „Universaluhr“ verfügte neben den Komplikationen der „Jubiläumsuhr“ noch über eine zusätzliche Weckerfunktion.

Derweil hatte Johannes Dürrstein ein ganz anderes Problem – seine angeschlagene Gesundheit. Er starb am 7. Mai 1901 in Alter von 56 Jahren. Zwei Jahre später starb auch Bruder Friedrich. Das Unternehmen wurde anschließend von Lina Dürrstein, der Frau von Friedrich Dürrstein, und deren Söhnen geleitet. Obwohl die Firma unter dem frühen Tod der Brüder Dürrstein und später an den Folgen des Ersten Weltkriegs zu leiden hatte, sorgte Union Glashütte weiterhin für Aufsehen in der Branche, etwa mit der Produktion der flachsten Taschenuhrwerke in Glashütte.

Ab 1925 wurde die Produktion stillgelegt. Gerade noch zwei Mitarbeiter waren 1926 für Union tätig. Zehn Jahre später wurde die Uhrenfabrik Union im Handelsregister gelöscht.

Neuanfang ab 1996

125 Jahre Union Glashütte historische Grande Complication

Zur Renaissance kam es dann wenige Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung, als die Union Uhrenwerke GmbH am 13. August 1996 als Tochterunternehmen von Glashütte Original neu gegründet wurde. Seit 2000 gehört Union zur Swatch Gruppe, ebenso wie Glashütte Original, doch werden beide Unternehmen seit 2008 separat geführt. Vier Jahre später bezog Union dann ein neues Produktionsgebäude im Glashütter Frühlingsweg.

Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein
Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein

Unter der Marke Union Glashütte kommen ausschließlich mechanische Zeitmesser auf den Markt. Viele dieser Uhren kombinieren moderne Eleganz mit dem gefragten Retro-Look, wie etwa die Modelle Noramis, die es mit verschiedenen Komplikationen gibt. Die Reihe Belisar überzeugt vor allem Liebhaber von Fliegeruhren, während die Viro-Modelle auf eine geradlinige, puristische Formensprache setzen.

Die Kollektion wurde vor kurzem – aus gegebenem Anlass – um ein ganz besonderes Modell erweitert: Zum 125jährigen Jubiläum und anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung „Union Glashütte – 125 Jahre Deutsche Uhrmacherkunst“ im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte präsentierte Union-Geschäftsführer Adrian Bosshard die auf 125 Exemplare limitierte Jubiläumsedition 1893 Johannes Dürrstein in 18karätigem Roségold-Gehäuse und mit dem neuen, von Union Glashütte konzipierten und fein dekorierten Handaufzugs-Kaliber UNG-65.01 mit Gangreserveanzeige sowie Kleiner Sekunde bei „9 Uhr“. Die Uhr ist nach Angaben von Union Glashütte ab März 2018 zum Preis von 7950 Euro erhältlich. Die Stahlvariante gibt es für 2350 Euro.

Wer noch tiefer in die Geschichte dieser Marke eintauchen möchte, dem sei ein Besuch der erwähnten Sonderausstellung im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte empfohlen (bis 2. April 2018, täglich von 10 bis 17. Uhr), wo zeitgenössische Modelle ebenso ausgestellt werden wie die legendäre „Universaluhr“ oder die „Jubiläumsuhr“.